Über Wirksamkeit

Regelmäßiges Üben mit LingoTalk kann die Wortfindung und die Gesprächsfähigkeit verbessern

LingoTalk hilft effektiv und nachhaltig bei der Wortfindung, das konnten wir in einer Studie gemeinsam mit der Universität Potsdam feststellen. Dies gilt, wenn regelmäßig geübt wird. Nicht nur die geübten Wörter können sehr viel besser abgerufen werden, sondern es stellen sich sogar Generalisierungs- und Transfereffekte ein. 

Drei Patient:innen (2 Frauen, ein Mann) haben ca. 10x pro Woche für einen Zeitraum von 3 Wochen mit LingoTalk sprechen geübt. Davon wurde 2x innerhalb der Aphasietherapie mit einer Therapeutin geübt und die anderen 8x allein ohne Begleitung. Alle drei Betroffenen konnten nach Abschluss der Übungsphase besser auf die Wörter zugreifen und es zeigten sich auch leichte Verbesserungen in der Spontansprache.

Dass die Verbesserungen auf die Intervention mit LingoTalk zurückgeführt werden kann wurde durch eine Kontrollaufgabe sichergestellt. Hier zeigten sich keine Veränderungen in der Nachhermessung. 

Zum vollständigen Artikel:

Heide, J., Netzebandt, J., Ahrens, S. S., Brüsch, J., Saalfrank, T., & Schmitz-Antonischki, D. Improving lexical retrieval with LingoTalk: An app-based, selfadministered treatment for clients with aphasia. Frontiers in Communication, 8, 1210193.

Weitere Publikationen:

Netzebandt, J. & Scharfe, C. (2023). LingoTalk – Entwicklung einer App mit automatischer Spracherkennung für die Aphasietherapie. Neurologie & Rehabilitation 29 (1): 34–39.

Netzebandt, J., Schmitz-Antonischki, D. & Heide, J. (2021). Hochfrequente Wortabruftherapie mit LingoTalk. Eine Einzelfallstudie zum Eigentraining mit automatischer Spracherkennung. Forum Logopädie 36 (3), 18-24.

 

Poster zu unserer Pilotstudie auf dem 15. Herbsttreffen des vpl (Verband für Patholinguistik): 

LingoTalk Poster Pilotstudie zur App-basierten Therapie von Wortabrufstörungen

Therapieintensität

Einschränkungen in der Kommunikationsfähigkeit sind sehr belastend für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Man weiß inzwischen sehr genau: Üben hilft! Doch ambulante Therapien werden meist nur in geringem Umfang angeboten. Die Intensität reicht nicht aus, um messbare Fortschritte zu erzielen.

Bhogal, Teasell, Foley & Speechley, (2003a, 2003b) belegten in ihrer Metaanalyse, dass ein entscheidender Faktor für die Wirksamkeit von Aphasietherapie die Intensität der Behandlung eine Rolle spielt. So stellten sie fest, dass Aphasietherapie dann effektiv, d.h. wirksam ist, wenn die Behandlung mit ca. 9 Stunden pro Woche über einen Zeitraum von 10 Wochen durchgeführt wird. Die Aphasietherapie bleibt dann ohne messbaren Effekt, wenn die Behandlung mit ca. 2 Stunden pro Woche für einen Zeitraum von 23 Wochen durchgeführt wird.
Die Leitlinien und Empfehlungen verschiedener Institutionen sehen bei Aphasie auch in der chronischen Phase eine Therapieintensität von mindestens einer Stunde Therapie am Tag vor.

QuelleFrequenzempfehlung
DEGAM – Leitlinie „Schlaganfall“ (2020).Bei einer Aphasie soll eine hochfrequente Sprachtherapie angeboten werden unabhängig von der Erkrankungsdauer und von der Schwere der sprachlichen Ausfälle. Hochfrequente Therapie: mindestens 300 Minuten pro Woche 
Leitlinie Aphasietherapie (Bauer et al., 2002)

ein bis zwei Mal täglich zu je 60 Minuten für 6 – 8 Wochen (gilt für die stationäre Behandlung 6 – 12 Monate nach Beginn der Erkrankung)

täglich für 4 Wochen, danach Pause von mindestens 3 Monaten (gilt für die ambulante Behandlung 6 – 12 Monate nach Beginn der Erkrankung)

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Diener & Putzki, 2008)5 – 10 Stunden/Woche
Reha-Therapiestandard „Schlaganfall“ (Schönle & Lorek, 2011)mindestens 5 Stunden/Woche für Personen mit einem hohen Bedarf mindestens 2,5 Stunden/Woche für Personen mit einem normalen Bedarf

 

Praxisorientierte Sprachanbahnung bei geistig behinderten oder sprachentwicklungsverzögerten Kindern

Tatsächlich wird jedoch in 80% der befragten Praxen Aphasietherapie mit einer Frequenz von ein oder zwei Mal pro Woche angeboten. Die Daten in der stationären Rehabilitation sehen ähnlich aus: Nach einer Erhebung der Deutschen Rentenversicherung erhielten 2009 lediglich 2% der Patient*innen mit einer Aphasie 5 Stunden Therapie pro Woche und nur 8% der Patient*innen eine Therapie von 2,5 Stunden pro Woche (Asmussen et al., 2013).

  • Asmussen, L., Bremer, W., Heldt, C., & Krüger, S. (2013, March). Therapiefrequenz in der ambulanten logopädischen Praxis. In Forum Logopadie (Vol. 27, No. 2).
  • Bhogal, S. K., Teasell, R. W., Foley, N. C., & Speechley, M. R. (2003). Rehabilitation of aphasia: more is better. Topics in Stroke Rehabilitation, 10(2), 66-76.
  • Grötzbach, H. (2015) Evidenzbasierte Aphasietherapie. Sprachtherapie aktuell: Schwerpunktthema: Aus der Praxis für die Praxis 2: e2015-06; doi: 10.14620/stadbs150906

Wirksamkeit von Hilfen für den lexikalischen Abruf bei Störungen der Wortfindung

Die eingesetzten Hilfen in der blauen Hilfenbox in LingoTalk stützen sich auf evidenzbasierte Methoden in der kognitiv orientierten Sprachtherapie (KoST) und gliedern sich in semantische, phonologische und schriftbasierte Hilfestellungen. Hier ein Überblick über einen Teil unserer Quellen:

Semantische Hilfen

Allgemeine Beschreibung: Elizitieren eines Wortes nach Definitionsvorgabe

  • Greenwood, A., Grassly, J., Hickin, J., & Best, W. (2010). Phonological and orthographic cueing therapy: A case of generalised improvement. Aphasiology, 24(9), 991-1016.

Typische Eigenschaften: Verknüpfen semantischer Merkmalseigenschaften

  • Massaro, M., & Tompkins, C. A. (1994). Feature analysis for treatment of communication disorders in traumatically brain-injured patients: An efficacy study. Clinical aphasiology, 22, 245-256.
  • Hillis, A. E. (1998). Treatment of naming disorders: New issues regarding old therapies. Journal of the International Neuropsychological Society, 4(6), 648-660.
  • Hillis, A. E., Rapp, B., & Caramazza, A. (1995). Constraining claims about theories of semantic memory: More on unitary versus multiple semantics. Cognitive Neuropsychology, 12(2), 175-186.

Lückensatz: semantische Kontexteinbettung und Satzvervollständigung

  • Marshall, J., Chiat, S., & Pring, T. (1997). An impairment in processing verbs‘ thematic roles: A therapy study. Aphasiology, 11(9), 855-876.
  • Marshall, J. (2002). Doing something about a verb impairment: Two therapy approaches. In The aphasia therapy file (pp. 121-140). Psychology Press.

Phonologische Hilfen

  • Hickin, J., Best, W., Herbert, R., Howard, D., & Osborne, F. (2002). Phonological therapy for word-finding difficulties: A re-evaluation. Aphasiology, 16(10-11), 981-999.
  • Miceli, G., Amitrano, A., Capasso, R., & Caramazza, A. (1996). The treatment of anomia resulting from output lexical damage: Analysis of two cases. Brain and language, 52(1), 150-174.

Graphematische Hilfen

  • Rawlinson, G. E. (1976). The significance of letter position in word recognition (Doctoral dissertation, University of Nottingham).
  • Nickels, L., & Best, W. (1996). Therapy for naming disorders (Part I): Principles, puzzles and progress. Aphasiology, 10(1), 21-47.
  • Lorenz, A., & Nickels, L. (2007). Orthographic cueing in anomic aphasia: How does it work?. Aphasiology, 21(6-8), 670-686.
  • DeDe, G., Parris, D., & Waters, G. (2003). Teaching self-cues: A treatment approach for verbal naming. Aphasiology, 17(5), 465-480.
  • Nickels, L. (1992). The autocue? Self-generated phonemic cues in the treatment of a disorder of reading and naming. Cognitive Neuropsychology, 9(2), 155-182.
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