Über Aphasie und andere neurologisch bedingte Kommunikationsstörungen

Aphasie

Aphasie ist eine Sprachbehinderung, die typischerweise nach einem Schlaganfall oder einer Hirnverletzung z. B. durch einen Unfall entsteht. Andere Ursachen sind Hirnentzündungen oder Hirntumoren, Schädigungen aufgrund von Sauerstoffmangel oder fortschreitende Erkrankungen. Alle vier sprachlichen Modalitäten sind betroffen: Sprachproduktion, Sprachverständnis, Lesen, Schreiben.
Diese können sehr unterschiedlich von Schwere und Ausprägung sein.

Probleme bei der mündlichen Wortproduktion gehören dabei zu den häufigsten Symptomen. Das kann von leichten Wortfindungsstörungen beim Abruf selten gebrauchter Wörter bis hin zur Unfähigkeit, eine sinnvolle Äußerung zu produzieren, reichen. Sozialer Rückzug und die Übernahme der Kommunikation durch andere Personen, wie z. Bsp. der Ehepartner oder die Kinder sind oftmals die Folge.
Durch sprachsystematische Therapie können kommunikationseinschränkende Symptome gelindert werden, dennoch bleibt bei einigen Menschen dauerhaft eine Aphasie bestehen. Dies bedeutet für die Betroffenen ein hohes Maß an Einschränkungen im Hinblick auf Ihre gesellschaftliche Teilhabe und die damit zusammenhängende Lebensqualität.

Eine Aphasie nach Schlaganfall tritt selten isoliert auf, sondern ist häufig von neurologischen und neuropsychologischen Störungen begleitet. Dazu gehören beispielsweise Halbseitenlähmungen, Sensibilitätsstörungen, Gesichtsfeldeinschränkungen, Orientierungsstörungen, Probleme mit Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis sowie Probleme bei der Planung und Ausführung von Bewegungen und Handlungen (Apraxie). Auch andere die Kommunikation betreffenden Störungsbilder können gemeinsam mit einer Aphasie auftreten.

  • Huber, W., Poeck, K., & Springer, L. (2006). Klinik und Rehabilitation der Aphasie: eine Einführung für Therapeuten, Angehörige und Betroffene; 26 Tabellen. Georg Thieme Verlag.
  • Schneider, B., Wehmeyer, M., & Grötzbach, H. (2014). Aphasie: Wege aus dem Sprachdschungel. Springer-Verlag.

Dysarthrie

Bei der Dysarthrie (oder auch Dysarthrophonie) kommt es zu Einschränkungen der Verständlichkeit. Das liegt an einer Bewegungsstörung der am Sprechen beteiligten Organe, diese kann sich in einer Verlangsamung, Schwächung, Fehlkoordination, oder Tonusveränderung äußern. Dysarthrie ist also eine Sprechstörung bei der unterschiedliche Sprechdomänen wie Artikulation, Atmung oder Stimmgebung und Stimmklang betroffen sein können. Die Bewegungen, die es zum verständlichen Sprechen braucht, sind eingeschränkt.

Sprachsystematische Leistungen wie die Wortfindung, Grammatik und Schriftsprache sind dabei intakt. Es handelt sich also um keine Sprachstörung wie bei der Aphasie.

Ursache einer Dysarthrie kann eine Schädigung motorischer Nerven im Gehirn oder an den Bewegungsnerven selbst sein. Je nachdem, wo das Zentrum der Schädigung liegt, kann die Muskulatur von Zunge, Lippen, Gaumensegel, Wangen, usw. entweder schlaff oder spastisch sein. Auch organische Veränderungen an der Sprechorganen können zu Verständniseinschränkungen führen, hier spricht man allerdings von Dysglossien.

Typische Symptome einer Dysarthrie können je nach Störungsursache und der Art der Sprechstörung sein:

  • verwaschene Sprechweise
  • zu schnelles oder sehr langsames Sprechen
  • zu laute oder zu leise Sprechweise
  • zu hohe, überschießende Stimmgebung
  • sehr tiefe, nicht modulierbare Stimmgebung
  • unregelmäßiger Sprechrhythmus
  • ein nasaler, rauher oder heiserer Stimmklang
  • Unfähigkeit, bestimmte Sprechlaute („Buchstaben“) auszusprechen

Bei den Dysarthrie-Betroffenen ist häufig nicht nur das Sprechen eingeschränkt, sondern z. B. auch andere motorische Funktionen, die von der Mund- und Gesichtsmuskulatur gesteuert werden wie Kauen, Schlucken und die Mimik. Häufig sind auch einseitig oder ganzkörperliche Lähmungen oder Motorikauffälligkeiten der Fall.

  • Kent, R. D., Duffy, J. R., Slama, A., Kent, J. F., & Clift, A. (2001). Clinicoanatomic Studies in Dysarthria. Journal of speech, language, and hearing research.
  • Ziegler, W., & Vogel, M. (2010). Dysarthrie: verstehen-untersuchen-behandeln; 39 Tabellen. Georg Thieme Verlag.

Sprechapraxie

Bei der Sprechapraxie handelt es sich um die Schwierigkeit, etwas verständlich auszusprechen, das man im Kopf hat, ohne dass die Sprechorgane in ihrer motorischen Funktion dabei beeinträchtigt wären. Es kommt zu Störungen hinsichtlich der Lautstruktur, der Betonung und Sprechweise und im Sprechverhalten.
Es gibt Einschränkungen der segmentalen Ebene, die in Lautfehlern und -entstellungen sichtbar werden. Dabei können Wörter unverständlich sein, weil Sprachlaute ersetzt oder vertauscht werden oder Laute ausgelassen oder nicht erkennbar sind. Je länger ein Wort, desto mehr Fehler tauchen dabei meist auf. Meist ist gerade der Anfang eines Wortes schwer zu sagen.

Auch die suprasegmentale Ebene ist oftmals betroffen: die Sprache klingt abgehackt und wenig flüssig. Wörter werden silbenweise und monoton artikuliert.
Menschen mit Sprechapraxie haben oft einen hohen Leidensdruck, der sich in einer großen Sprechunsicherheit und viel Frustration bemerkbar macht. Oft kommt es zu vielen Ansätzen und Abbrüchen von Erzählungen nach dem „Versuch und Irrtum-Prinzip“. Nicht wenige Betroffene zeigen eine starke Sprechanstrengung, die auch mit mimischen oder gestischen Ersatzhandlungen verbunden sein kann.

Ursache für eine Sprechapraxie ist eine Schädigung des Gehirns durch einen Schlaganfall oder eine andere neurologische Erkrankung. Oft tritt eine Sprechapraxie zusammen mit einer aphasischen Sprachstörung auf. Das macht die Ursachenforschung für ein spezifisches kommunikatives Problem oft schwer.

  • Aichert, I., & Staiger, A. (2012). Sprechapraxie: Grundlagen, Diagnostik und Therapie. neuroreha, 4(01), 27-34.
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